Zum zweiten Mal fand am Freitag, den 10.10.2025 der Praxistag "Demenz - den Alltag meistern" im Rathaussaal Telfs statt. 115 Interessierte, viele davon sind Angehörige eines demenzkranken Menschen, nutzten die kostenlose Möglichkeit, sich zu informieren und auszutauschen. „Ich bin nicht allein mit meinen Gefühlen und mit all den täglichen Herausforderungen.“ Diese Erkenntnis kann bereits entlastend wirken. Betroffene und Angehörige erleben Ratlosigkeit, Trauer, manchmal Wut – und sie müssen gemeinsam lernen, ihren Kontakt und die Beziehung zueinander neu zu gestalten.

 

 

Oft ist zu hören, gegen Demenz könne man ohnehin nichts machen. Doch es gibt Hinweise darauf, dass bis zu 40 % der Demenzfälle beeinflussbar sind. Die Neurologin Heike Stockner veranschaulichte in ihrem Eröffnungsvortrag, wie Bewegung, Ernährung, geistige Aktivität und soziale Teilhabe das Demenzrisiko beeinflussen – und was jeder Mensch tun kann, um das eigene Risiko zu senken. Anschließend verteilten sich die 115 Teilnehmer:innen auf Workshops, wo in kleinen Gruppen viel hilfreiches Wissen u. a. zu Fragen wie diesen vermittelt wurde: Wie spreche ich mit meiner demenzkranken Mutter? Wie kann ich als Angehörige bei Kräften bleiben? Was ist eine demenzfreundliche Umgebung zu Hause? Welche rechtliche Vorsorge kann getroffen werden, um ein möglichst selbstbestimmtes Leben auch mit der Krankheit zu sichern? Wie begegne ich dem herausfordernden Verhalten meines demenziell veränderten Partners? Was kann Zuversicht geben?

In einem sehr persönlichen Vortrag berichtete Susanne Schmidt-Neubauer, Demenzberaterin bei der Caritas Salzburg, von ihrer eigenen Geschichte: Ihr Mann bekam die Diagnose Alzheimer mit 56 Jahren. Seither begleitet sie ihn: „Er weiß unsere Geschichte nicht mehr, aber emotional sind wir tief verbunden.“ „Demenz wird immer mehr zum Thema“, sagt Katharina Schermann vom Sozial- und Gesundheitssprengel Telfs. „Das merken wir in der Tagesbetreuung und in den mobilen

Diensten. Es gibt mehr Betroffene, und die Krankheit wird nicht mehr so stark tabuisiert wie früher.“

 

Die passende Unterstützung finden In der Mittagspause konnten die Teilnehmer:innen sich nicht nur beim Essen stärken, sondern auch die zahlreichen Informationsstände besuchen. Der Praxistag Demenz wird von einem breiten Netzwerk an Organisationen getragen, die in der Region vielfältige Unterstützungsangebote bereitstellen. Daria Wascher, Pflegedirektorin im Altenwohnheim Telfs, freut sich über die Zusammenarbeit: „Alle tragen etwas zu dieser wichtigen Veranstaltung bei. Sie ist wohnortnah, kostenlos und bietet leicht verständliche Informationen für alle. Wer zu Hause einen Angehörigen betreut, braucht genau das.“ Die individuelle Beratung an den Infoständen wurde von den Teilnehmer:innen gern in Anspruch genommen. „Der Praxistag fördert Austausch, Wissen und Verständnis“, sagt Larissa Pöschl vom Care Management Tirol. Sie berät pflegende Angehörige und Betroffene und sieht die offene und lebendige Veranstaltung als große Bereicherung und gute Möglichkeit, ins Gespräch zu kommen.

 

Wie hilfreich dieser Tag voll Information und Austausch für die Teilnehmer:innen ist, zeigen eindrucksvoll die Kommentare auf den Feedbackbögen.

Exemplarisch zwei Aussagen: „Der ganze Tag war für mich sehr hilfreich: Der Austausch mit anderen Angehörigen, die fachlichen Informationen, die Beratung – einfach alles!“ „Ich kann diese Veranstaltung allen Angehörigen wärmstens empfehlen! Man ist sehr gefordert, wenn man jemanden mit Demenz begleitet. Es ist gut, dass hier auch etwas zur Stärkung von Angehörigen angeboten wird.“

 

Die Veranstaltung ist eine Kooperation des Landesinstituts für Integrierte Versorgung Tirol – Koordinationsstelle Demenz mit Care Management Tirol, Sozial- und Gesundheitssprengel Telfs, Vivavinz Mobile Dienste Inzing, VAGET und Gemeindeverband Altenwohnheim Telfs.

Die Veranstaltung wird unterstützt von der Marktgemeinde Telfs (kostenfreie Nutzung des Rathaussaals) und der Raiffeisenbank Tirol Mitte West.